Beschreibung
Großer bretonischer Schrank, ehemaliges „lit-clos“. Datiert 1817. Umgebaut Ende 19./ Anfang 20. Jahrhundert. Massiv in Eichenholz gefertigt. Wohnfertig restauriert.
Dieses außergewöhnliche Möbelstück war ursprünglich ein bretonisches lit-clos – ein traditionelles eingebautes Landhausbett (Alkovenmöbel). Das „geschlossene Bett“ war das Hauptmöbelstück zu Zeiten (ca. 17.-19. Jahrhundert) in der ein Raum gleichermaßen Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer war. Meist stehend auf einem erhöhten Podest, bot es eine Kombination aus Schlafplatz und nützlichem Stauraum für den Haushalt.
Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, war das kompakte Möbel häufig Schlafstätte für mehrere Personen, die damals i.d.R. nicht nur kleiner waren, sondern auch in halbsitzender Position schliefen. Als ganzer Stolz seiner Besitzer und Symbol von Wohlstand, wurden die Möbel aufwendig reich mit überwiegend volkstümlichen Motiven beschnitzt und verziert.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts und beginnenden 20. Jahrhunderts wandelten sich die Wohnverhältnisse auch in den traditionsbehafteten Regionen der Bretagne, sodass viele lit-clos demontiert oder eben zu praktischen Schränken umgebaut wurden, um dabei insbesondere die wertigen repräsentativen Fronten zu erhalten.
Das angebotene Exponat ist Zeugnis eben genau dieser Entwicklung, dessen ursprüngliche Entstehungszeit sich anhand der Datierung in der Mitte des Gesims auf das Jahr 1817 festlegen lässt. Umbau im späten 19. Jahrhundert/ beginnenden 20. Jahrhundert.
Ein auf rechteckiger Grundfläche stehendes zweiteiliges Möbel architekturähnlichen Aufbaus mit reich dekorierter, ornamental sowie floral und figural beschnitzter Front.
In Stollenbauweise gefertigtes seitlich kassettiertes Unterteil mit profiliertem Sockel, großem dreiseitig offenen Fach mit kleiner Galerie vor der Kassettenrückwand, sowie breiten kannelierten Lisenen und 3 Schubladen.
Das geschlossene Oberteil verfügt über 2 Schiebetüren und je eine Flügeltür auf beiden Seiten, wobei kleine „Fensteröffnungen“ mit Rosetten und Balustraden aus Spindelstäbchen die massiven Paneelen durchbrechen.
Die gesamte Front ist mit kleinen eingesetzten Messingnägeln dekoriert, ein schöner Kontrast zu dem dunklen Holz, und typisch volkstümlich beschnitzt. Während 3 primitive Hühnerdarstellungen die profilierten Schubladenfronten zieren, ist der gesamte obere Frontbereich mit Ranken, Blättern und Ornamenten überzogen. Die geschweiften Kassettenfüllungen zeigen Darstellungen bretonischer Trachtenträgerinnen und französischer Husaren.
Den oberen Abschluss bildet das hohe Gesims mit aufliegendem Kranz, in dem Vögel und Weinranken mit Trauben dargestellt sind.
Hinter den Türen wurde der Schrank im Zuge des Umbaus mit praktischen auf Trageleisten höhenverstellbaren Regalböden ausgestattet.
Maße: 105 cm (Unterteil)/ 256 cm (gesamt) hoch, 204 cm breit, 56 cm/ 60 cm tief
Innenmaße hinter der Schiebetür: 98 cm breit x 46 cm tief
Innenmaße hinter den Flügeltüren: 45 cm breit x 38 cm tief
Innenmaße der Schubladen: 17 cm hoch, 41 cm breit, 44 cm tief
Bord im Unterteil: 19 cm hoch x 19 cm tief
Ein beeindruckendes Beispiel traditioneller bretonischer Möbelkunst des frühen 19. Jahrhunderts, das Geschichte, Handwerkskunst und regionale Identität verkörpert.
Heute platziert in einer Küche, dem Esszimmer oder einem Restaurant ist dieses Einzelstück sowohl praktisch, als auch von hohem dekorativen Wert. Ein außergewöhnliches Möbelstück zur Aufbewahrung von Gläsern, Geschirr, Tischwäsche, Weinflaschen und Spirituosen.
Sehr guter authentischer Zustand mit stabiler Konstruktion, schöner originaler Patina und leichten altersbedingten Gebrauchsspuren.
Das Möbel lässt sich in 2 Teilen (Unterteil, Oberteil) zzgl. Regalbrettern transportieren.